Montag, 19 November 2001 21:47

Im Brand-Container Ernstfall geübt

Gerolzhofen   In einer mobilen Brandsimulationsanlage, einem so genannten Brandcontainer, konnten bei der Stützpunktfeuerwehr Gerolzhofen Atemschutzgeräteträger aus über 20 Wehren aus dem Landkreis und benachbarten Landkreisen unter realistischen Bedingungen die Brandbekämpfung in geschlossenen Räumen üben.

Die Zahl der Brandeinsätze nimmt zwar in der Statistik der Feuerwehren im Vergleich zu den technischen Hilfeleistungen ab, aber gerade Brände in geschlossenen Räumen gehören mit zu den gefährlichsten Einsätzen, denen sich Feuerwehrleute stellen müssen. Vor allem die Atemschutzgeräteträger, die bei Wohnungs-, Keller- oder Hallenbränden im Innen-Angriff eingesetzt werden, riskieren häufig nicht nur ihre Gesundheit, sondern nicht selten ihr Leben, um das anderer Menschen zu retten und Sachwerte zu schützen.

Doch gerade die Freiwilligen Wehren haben heute immer seltener die Möglichkeit, sich während einer Übung gezielt und realitätsnah auf derartige Einsätze vorzubereiten. Umweltschutz- und Sicherheitsgründe machen es beinahe unmöglich, zu Übungszwecken beispielsweise in Abbruchhäusern Zimmerbrände zu simulieren und dabei Wohnungseinrichtungen in Brand zu setzen.

Zwar gibt es mittlerweile in Deutschland mehrere "Brandhäuser", Übungs-Gebäude, die teilweise einer Feuerwehrschule angegliedert sind und in denen Wohnungsbrände nachgestellt werden können. Doch diese sehr teuren Anlagen sind schon jetzt überlastet und reichen bei weitem nicht aus, um flächendeckend alle Wehren mit Übungskapazitäten zu versorgen. So ist beispielsweise das neu errichtete Brandhaus in Würzburg momentan das einzige in ganz Bayern.

Um diesem Mangel entgegen zu wirken, haben mehrere deutsche Firmen aus dem Bereich der Sicherheitstechnik mobile Brand-Simulationsanlagen unterschiedlicher Größe und Gestalt entwickelt. Zumeist sind die Anlagen als Lkw-Anhänger oder Sattelauflieger konzipiert und somit völlig ortsunabhängig einsetzbar.

Die Anlage, die in Gerolzhofen für drei Tage Station machte, gehört der Firma National Fire Training Systems (NFTS) mit Sitz in Teltow bei Berlin. Geschäftsführer Peter Geneschen erläuterte gegenüber der MAIN-POST, dass seine Firma vier dieser Anlagen bundesweit im Einsatz hat und bereits zweimal in Gerolzhofen war. Es handelt sich hierbei um einen Jumbo-Auflieger, der 13,50 Meter lang ist , erklärt Geneschen. Der effektive Rauminhalt des Containers beträgt nach seinen Worten über 100 Kubikmeter.

"Im Vergleich zu früheren Anlagen, die in der Regel nur einen Brandraum hatten, sind bei dieser neuen Version die Variationsmöglichkeiten deutlich erweitert worden", berichtet der Vertreter von NFTS. In der Anlage könnten vom Werkstatt- und Kellerbrand bis hin zu Brand einzelner Zimmer beinahe alle vorstellbaren Brandsituationen simuliert werden. Dabei umfasst der Brandcontainer drei abgeteilte Brandräume mit vielfältiger Inneneinrichtung, die in sich nochmals variiert werden kann. In jedem Raum befinden sich dann mehrere Brandstellen, die mit Propangas umweltschonend befeuert werden. Der Atemschutztrupp betritt die mehrere Hundert Grad heißen und vernebelten Räume des Containers vom Dach her. Bei 475 Grad Celsius schaltet die Anlage automatisch ab , erklärt Geneschen, fügt jedoch hinzu, dass bei simulierten explosionsartigen Rauchgasrückzündungen, den gefährlichen Flash-Over, Temperaturen von bis zu 800 Grad Celsius erreicht werden. "Die Stärke der Anlage ist vor allem in der Variationsvielfalt zu sehen, die es ermöglicht, für einzelne Wehren ganz spezielle Übungs-Szenarien zu kombinieren", so Geneschen.

Zu Schulungszwecken ist es darüber hinaus möglich, die Trainingssituation auf einen Monitor außerhalb des Containers live zu übertragen und Videoaufzeichnungen anzufertigen. Neben Freiwilligen Wehren nutzen insbesondere Werksfeuerwehren und Flughafenwehren derartige mobile Simulationsanlagen zur Schulung ihre Kräfte. "Am Flughafen Nürnberg waren wir schon drei Mal", berichtet Geneschen.

Von unserem Mitarbeiter Michael Mösslein

 

(Quelle: Main-Post)

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