Mittwoch, 07 Juli 2010 14:44

Der Landesfeuerwehrarzt informiert ... zum Thema: Hitze

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Glaubt man der Presse und den Wetterberichten, steht uns ein extrem heißes, wenn nicht sogar das heißeste Wochenende des Jahres bevor und es seien sogar Temperaturen bis 38 °C denkbar. Im Rahmen unserer ärztlichen Fürsorgepflicht nehmen wir hierzu Stellung. Bei solchen Temperaturen kann es gerade bei größerer (größter) körperlicher Anstrengung zu vitalen Bedrohungen kommen.

Neben der Ozonbelastung, der direkten Sonnenbestrahlung (Insolation) des Kopfes mit einer Reizung der Hirnhäute und Erhöhung des Hirndruckes (Sonnenstich), kann es durch starkes Schwitzen zu einer gefährlichen Dehydratation (Entwässerung, Hitzeerschöpfung), zu Elektrolytstörungen, zu einer Kreislaufdysregulation (Hitzekollaps) und einem Versagen der Temperaturregulation (Hitzschlag) mit einer konsekutiven neurologischen Symptomatik (Krampfanfälle, Bewusstseinsveränderungen) kommen. Die Spannbreite der denkbaren Komplikationen reicht vom Kopfschmerz, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Veränderungen des Bewusstseins über Krampfanfälle, kollaptische Zustände bis zu einem Kreislaufstillstand. Diese Problematik wird gerade unter Einsatzbedingungen, auch durch die schwere Einsatzausstattung und Schutzbekleidung, noch verstärkt, v.a. bei Tätigkeiten mit einem PA oder gar in einem CSA.

 

Führungskräfte sollten daher folgende Punkte beachten:

  • Einsatzzeiten sind grundsätzlich kurz zu halten!
  • Körperliche Belastungen sollten reduziert werden!
  • Aufschiebbare Tätigkeiten sollten auf kühlere Tageszeiten verlegt werden!
  • Schaffen von schattigen und kühlen Ruheplätzen und Kräftesammelstellen!
  • Großzügige Flüssigkeitszufuhr vor, während und nach dem Einsatz!
  • Die tägliche Trinkmenge sollte bei gesunden Einsatzkräften mindestens 3 Liter betragen!
  • Die Trinkmengen sollten in kleinen Portionen, aber dafür kontinuierlich eingenommen werden!
  • Stellen Sie Obst zum Verzehr bereit!
  • Nach einem PA- oder CSA-Einsatz sollte die Trinkmenge um weitere 1,5 Liter aufgestockt werden!
  • Halten Sie Getränke im Einsatzfahrzeug vor!
  • Führen Sie ggf. kühlende Maßnahmen durch (Wasserführendes Löschfahrzeug/Sprühstrahl)!
  • Geben Sie bezüglich Einsatzschutzbekleidung rechtzeitig "Marscherleichterung"!
  • Der mehrmalige Einsatz als PA-Träger sollte vermieden werden!
  • An Ablösungen frühzeitig denken und nachalarmieren.
  • Achten Sie auf einen konsequenten UV-Schutz (Mütze, hoher Lichtschutzfaktor, Sonnenbrille, …)!
  • Informieren Sie Ihre Einsatzkräfte über die zu erwartende Problematik!

 

Beim Erkennen der o.g. Problematik oder Symptomatik bei einer Einsatzkraft fordern Sie unverzüglich den Rettungsdienst mit Notarzt an, unter der Telefonnummer 112.

 

Für weitere Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.

 

Klaus Friedrich
Medizinaloberrat
Landesfeuerwehrarzt

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